Wieso braucht es jetzt noch einen Rezept-Blog? Wo ist der Unterschied zu allen anderen Rezept-Blogs?
Dazu muss ich etwas ausholen und euch von unserer Zeit direkt nach der Diabetes Diagnose berichten. Denn genau in dieser Zeit hätte ich mir mehr Praxis-Beispiele oder Vorbilder gewünscht, an denen wir uns hätten orientieren können.
Unser Mahlzeiten nach der Diagnose
Nach unserer Diabetes Diagnose hatte sich zuhause alles auf den Kopf gestellt. Unser gesamte Alltag war neu, anstrengend und wir hatten aus dem Krankenhaus so viele „Regeln“ und „Empfehlungen“ nicht nur im Bezug auf das Essen mitbekommen, dass wir erstmal total überfordert waren.
Zu unseren gewohnten 3 Hauptmahlzeiten, kamen nun noch 2 Zwischenmahlzeiten zu recht festen Zeiten und gegebenenfalls Snacks zum Sport, was deutlich mehr Zeit und Aufwand in der Planung und Umsetzung erforderte als zuvor.
Die Werte spielten total verrückt, waren oft zu hoch und dann plötzlich wieder viel zu niedrig. Das erschwerte unsere gemeinsamen Mahlzeiten zusätzlich, sowohl in der Vorbereitung als auch in zeitlicher Hinsicht. Wir haben soooo oft gekocht und mussten dann warten, bis der Blutzucker-Wert endlich mal wieder so „normal“ war, dass wir essen konnten. Oder der Blutzucker war plötzlich so niedrig, dass wir unter Stress das Essen (halb-)fertig gekocht haben.
Dann noch abwiegen, ausrechnen, Bolus abgeben, Spritz-Ess-Abstand einhalten und gleichzeitig kochen. OMG… das war einfach viel zu viel.
Essens-Empfehlungen des Krankenhauses für Kinder mit Typ 1 Diabetes
Uns fehlte eine Rezeptsammlung, die sich an die Empfehlungen aus dem Krankenhaus orientiert, die bereits berechnete Rezepte enthält und durch die wir uns die Recherche zu geeigneten Rezepten hätten sparen können.
Denn wir waren bemüht uns an all die neuen Vorgaben halten, um unserer Tochter ein gesundes Leben mit einer guten Stoffwechseleinstellung zu ermöglichen.
Laut Ernährungsberaterin im Krankenhaus, sollten die Haupt- und Zwischenmahlzeiten im besten Fall
- aus Vollkornprodukten bestehen
- eine gewissen Anzahl Kohlenhydraten pro Mahlzeit pro Körpergewicht nicht übersteigen
- nicht zu fettig sein
- der kleinen Qualle gut schmecken
- zu geregelten Zeiten stattfinden
Nach kurzer Zeit haben wir ebenfalls gemerkt, dass wir Rezepte mit sehr wenig Kohlenhydraten brauchen, damit wir auch essen können, wenn die Werte wieder mal zu hoch sind und nicht runter gehen wollen. Ohne diese Alternativen hätte die kleine Qualle schon viele Male ohne Abendessen ins Bett gehen müssen, was wirklich unschön gewesen wäre.
Außerdem brauchten wir Inspirationen für variierende Hypo-Mahlzeiten. Denn Traubenzucker mag für unterwegs ganz praktisch sein, aber die kleine Qualle fragte schon nach kurzer Zeit nach Alternativen.
Unsere Rezepte für Familien mit Typ 1 Diabetes
Essen spielte auch bereits vor der Diabetes-Diagnose eine große Rolle in unserem Alltag. Mit dem Diabetes alles unter einen Hut zu bekommen, steigerte allerdings Planung und Umsetzung noch einmal enorm. Es machte uns aber grundsätzlich auch Spaß, denn wir probierten auch viel Neues aus.
Aus unseren ersten Erfahrungen und den Empfehlungen, die wir aus dem Krankenhaus mitgenommen haben, wollen wir euch die besten Rezepte zur Verfügung stellen, die uns das Leben mit Diabetes erleichtert haben und uns allen schmecken.
Natürlich essen wir auch mal Pizza, Pasta und Eis, bemühen uns zuhause aber auch darum „blutzuckerfreundliche“ Varianten der kohlenhydrat-lastigen Speisen zu finden. So backt mein Mann seit der Diagnose auch oft Vollkorn-Pizza oder wir machen Eis selber aus Joghurt und Früchten.
In all unseren Rezepten legen wir – nicht ausschließlich- aber größtenteils Wert auf die Ernährungsempfehlungen des Krankenhauses, um euch das „Gesunde“ zuhause zu erleichtern. Damit ihr eure „normalen“ Lieblingsrezepte unbeschwert und bei guter Stoffwechseleinstellung genießen könnt. Denn die Ausnahmen gehören natürlich auch in unserem Alltag zur Regel 🙂
Kohlenhydrate pro Mahlzeit im Blick behalten
Vom Krankenhaus hatten wir die Info erhalten, dass Kinder im Alter unserer Qualle (4-6 Jahre) ca. 35g Kohlenhydrate pro Hauptmahlzeit und ca. 20g Kohlenhydrate pro Zwischenmahlzeit essen sollten. Die Gesamtzahl der Kohlenhydrate pro Tag sollte 143g nicht überschreiten. Natürlich sind auch wir hier mit der Zeit etwas lockerer geworden, aber grundsätzlich versuchen wir uns an diese Portionsgrößen zu halten.
Um die Anzahl der Kohlenhydrate zu den jeweiligen Mahlzeiten zu berücksichtigen, mussten wir uns für manche Gerichte etwas einfallen lassen. Gerade bei Gerichten wie Pommes oder Pasta, die die kleine Qualle auch mal gern ohne Soße oder weitere Beilagen isst, kamen wir hier schnell an die 50-60g Kohlenhydrate.
Daher gibt es bei uns an Pasta- oder Pommes-Tagen häufig eine Suppe als Vorspeise oder eine Quark-Nachspeise. Das hilft, den größten Hunger vor der kohlenhydratlastigen Mahlzeit zu reduzieren und wir kommen mit deutlich weniger Kohlenhydraten hin.
Daher findet ihr in unseren Rezept-Kategorien viele Suppe oder Nachspeise mit wenig Kohlenhydraten.
Vollkorn und langsame Kohlenhydrate
Um Blutzuckerspitzen und auch Unterzuckerungen vorzubeugen, wurde uns empfohlen auf Vollkornprodukte zu setzen. Außerdem beinhalten Vollkornprodukte mehr Nährstoffe und sind daher gesünder. Viele unserer Rezepte bestehen daher aus Vollkornmehl oder Mehlen mit hohem Ballaststoffanteil. Teilweise ersetzen wir Getreide durch Hülsenfrüchte, wie zum Beispiel Linsen-Nudeln statt Vollkornnudeln. Außerdem essen wir alle gern Hülsenfrüchte in ihrer natürlichen Form und haben auch hier eine Anzahl von Rezepten für euch zusammengestellt.
Viel frisches Gemüse immer zur freien Verfügung
Als Snack zwischendurch gibt es bei uns fast täglich frisch aufgeschnittenes Gemüse. Zugegeben ist der Aufwand für mich als Mutter relativ hoch, denn auch bei Ausflügen am Nachmittag gehen wir nicht ohne unsere Portion Rohkost aus dem Haus. Aber nur bei bereits verzehrfertig geschnittenem Gemüse greift die Familie ordentlich zu, sodass sich aus meiner Sicht die Mühe dafür lohnt. So sichern wir unsere Tagesdosis Vitamine und ungesunde Nascherei reduzieren wir dadurch ebenfalls.
Getränke
Im Alltag trinken wir alle nur Wasser oder warmen oder kalten Tee (die Erwachsenen Kaffee.) In besonderen Situationen, zum Beispiel bei einem Restaurantbesuch oder auf Kindergeburtstagen, gab es früher für die kleine Qualle immer Apfelschorle, die sie liebte. Direkt nach der Diagnose haben wir aber ein paar mal schlechte Erfahrung damit gemacht, die Apfelschorle zu berechnen. Die Werte waren dann immer so hoch, dass das Essen total unentspannt war. Daher nehmen wir für solche besonderen Anlässe einen zuckerfreien Fruchtsirup mit und mischen ihn vor Ort mit Sprudelwasser. In Ausnahmefällen gibt es bei uns auch mal Fanta Zero.
Nachts sind wir dazu übergegangen bei leichten Unterzuckerungen Apfelsaft zu geben statt Traubenzucker. Das hat für uns den Vorteil, dass wir die kleine Qualle nicht wecken müssen.
Hypo-Snacks: Immer Süßigkeiten oder Traubenzucker?
Recht schnell fragte die kleine Qualle nach Alternativen zum Traubenzucker. Außerdem vermisste sie die getrocknete Früchte und Quetschies, die sie früher regelmäßig gegessen hat.
Und so kam die Idee auf, die Trockenfrüchte zu wiegen und als Ersatz für Traubenzucker zu verwenden. Auch Quetschies verwenden wir nun manchmal und sprechen mit ihr ab, dass es eben nicht den ganzen Quetschie sondern nur die Hälfte gibt. Das klappt ganz gut und alle sind mit der Regelung zufrieden.
Sinkt der Blutzucker wirklich mal extrem oder muss es mal schnell gehen, greifen wir natürlich immer noch auf Fruchtsaft oder Traubenzucker zurück.
Naschereien
Auch Naschen steht bei uns auf der Tagesordnung. Allerdings gibt es den Süßkram nun nicht mehr Zwischendurch sondern immer als Nachtisch. Auch diese Empfehlung kommt aus dem Krankenhaus und soll dafür sorgen, dass durch die vorangegangene Mahlzeit der Zucker aus den Süßigkeiten nicht so schnell verstoffwechselt wird und Blutzuckerspitzen reduziert werden.
Ausnahmen bei Süßigkeiten machen wir tatsächlich bei Gummibären und Lutschern. Hier haben wir mit der kleinen Qualle abgesprochen, dass Gummibären als Hyposnack zur Seite gelegt werden. Lutscher entsorgen wir direkt im Müll, auch weil’s schlecht für die Zähne ist, und tauschen es gegen eine andere Süßigkeit ihrer Wahl.
Mit dieser Regelung fahren wir ganz gut und haben nicht das Gefühl uns einschränken zu müssen.
In unseren Rezepten findet ihr keine eigene Kategorie zum Naschkram, aber wir stellen sicher mal das ein oder andere Foto unserer Zwischenmahlzeit ab, auf dem dann auch unser Nachtisch zu sehen ist 🙂
Einfach in den Diabetes-Alltag mit Kind integrierbar
Bei all dem oben aufgeführten, versuchen wir die Rezepte alltagstauglich und kinderfreundlich zu halten. Denn was nützen Rezepte, wenn niemand Zeit hat sie zu kochen oder die Kinder sie gar nicht mögen.
Wir freuen uns auf euer Feedback zu all unseren Rezepten und hoffen ihr habt Spaß beim Ausprobieren!