„Wie habt ihr denn Diabetes festgestellt?“
Das wurden wir in letzter Zeit sehr oft gefragt. Und genau so oft haben wir immer wieder die ersten Symptome geschildert, erklärt und berichtet wie es uns ergangen ist und wir letztlich die Diagnose Diabetes Typ 1 erhalten haben. Hier gebe ich euch einen Einblick in die kurze Zeit vor der Diagnose und was uns in dieser Zeit bewegt hat.
Viele Toilettengänge und nasse Hosen
Oft zur Toilette musste die kleine Qualle schon immer. Auch mit zunehmendem Alter blieb dieser Zustand unverändert, sodass viele Freunde uns empfohlen haben organische Ursachen abklären zu lassen. Und so habe ich noch vor unserem Urlaub einen Termin beim Kinderarzt vereinbart.
Beim Arzt selber wurde uns dann gesagt, dass die häufigen Toilettengänge und die nassen Hosen bis zum Grundschulalter ganz normal sein können und dass Trockenwerden immer noch ein Tabu Thema ist, welches oft nach außen beschönigt wird. Wir sollten den Druck rausnehmen und uns keine Sorgen machen. Auf meinen Wunsch hin, haben wir dann noch eine Überweisung zum Urologen bekommen, um organische Ursachen auszuschließen.
Soweit so gut, aber richtig zufrieden waren wir mit dem Ausgang des Gesprächs nicht.
Selbsttest mit Urinteststreifen
Im Nachhinein wunderte ich mich, dass beim Arzt weder über einen möglichen Harnwegsinfekt gesprochen wurde, noch ein Urintest durchgeführt wurde. Daher habe ich mir aus der Apotheke einen entsprechenden Test besorgt und über mehrere Tage, nach Anleitung, getestet.
Dadurch konnten wir einen Harnwegsinfekt relativ schnell ausschließen, jedoch war hier der Glukosewert leicht positiv. Zu dem Zeitpunkt habe ich schon einmal kurz nach möglichen Ursachen gegoogelt und bin auch auf das Thema Diabetes gestoßen. Das leicht positive Ergebnis, habe ich dann aber auf mögliche Verunreinigungen des Gefäßes zurückgeführt. Auch gab es bei kurzer Suche über Google diverse Foreneinträge von Eltern, die berichteten, ein kurzzeitiger erhöhter Glukosewert könnte auch durch Infekte hervorgerufen werden.
Eine Diabetes Erkrankung erschien mir zu dem Zeitpunkt noch sehr abwegig. Schließlich erkranken jährlich „nur“ 3.100 Kinder neu an Diabetes Typ 11. Wieso sollte unsere kleine Qualle unter diese kleine Fallzahl fallen?
Also fuhren wir ganz entspannt und voller Vorfreude in den Urlaub.
Eine Diabetes Erkrankung erschien mir zu dem Zeitpunkt noch sehr abwegig. Schließlich erkranken jährlich nur 3.100 Kinder neu an Diabetes Typ 1. Wieso sollte unsere kleine Qualle unter diese kleine Fallzahl fallen?
Nächtliches Einnässen – Aufregung und unruhige Nächte
Im Urlaub selber haben wir zuerst bemerkt, dass nachts häufig das Bett der kleinen Qualle nass war. Wir haben dann nachts sogar wieder Windeln gewechselt und trotzdem konnten wir ein nasses Bett nicht verhindern. Das war schon sehr auffällig, wir haben es aber erstmal auf den aufregenden Urlaubsalltag und die dadurch eher unruhigen Nächte geschoben. Zuerst haben wir sie wieder aktiv vor dem Zubettgehen und in der Nacht auf die Toilette geschickt, leider ohne großen Erfolg.
Gesteigertes Trinkverhalten
Als das Windelwechseln und zur Toilette schicken nichts half, haben wir uns über das abendliche Trinkverhalten Gedanken gemacht. Zu dem Zeitpunkt war schon auffällig, dass sie ab dem Abendessen und vor dem Schlafen deutlich mehr trank als sonst. Auch hier haben wir als Ursache die vermehrte Bewegung im Urlaubsalltag und das viele auswärts Essen mit Pommes und gut gesalzenen Speisen gesehen. Außerdem ging sie viel später ins Bett, schlief schlechter ein und der Gedanke kam uns, dass sie möglicherweise auch aus Langeweile im Bett so viel an ihrer Trinkflasche „nuckelte“. Aber auch das Thema Diabetes kam uns immer mal wieder in den Sinn, wir wollten uns aber auch nicht unnötig verrückt machen mit Diagnosen aus Dr. Google.
Trotzdem haben wir versucht sie abends nicht mehr so viel trinken zu lassen und haben mehr Getränke über den Tag angeboten. Der Durst war aber vor allem abends immer noch so stark, dass wir ihrem Wunsch nachgegeben haben und ihr doch etwas zu trinken gegeben haben. Zum Teil mussten wir ihre Trinkflasche, die sie immer im Bett stehen hatte, nachts mehrfach wieder auffüllen, da sie richtig wachgeworden ist, geweint hat und unbedingt noch mehr Wasser brauchte.
Der Urlaub ist zu Ende, die Symptome bleiben
Das Trinkverhalten und das häufige Urinieren blieb auch nach dem Urlaub bestehen als wir uns wieder unter normalen Bedingungen zuhause einfanden. Es gab weniger salziges Essen, das Aktivitätsniveau war wieder konstant, die Schlafenszeiten waren wieder geregelt.
Um das Thema „aus Langeweile an der Flasche nuckeln“ auszuschließen, haben wir dann nachts von der Flasche auf ein Glas Wasser gewechselt. Sie musste somit nachts richtig wach werden und sich hinsetzen, um zu trinken. Das war also um einiges unkomfortabler als im Liegen aus der Flasche zu trinken.
Als wir dann an dem Abend das Glas 4 mal neu befüllt hatten und sie somit in der Zeit von 20.00 – 23.00 Uhr einen ganze Liter Wasser getrunken hatte, gingen bei uns die Alarmglocken an.
Als wir dann an einem Abend das Glas 4 mal neu befüllt hatten und sie somit in der Zeit von 20.00 – 23.00 Uhr einen ganze Liter Wasser getrunken hatte, gingen bei uns die Alarmglocken an.
Ich vereinbarte direkt am nächsten Tag einen Termin beim Kinderarzt. Der Urinselbsttest an dem morgen war schon deutlich positiv auf Glukose. Mit der Diagnose Diabetes hätten wir eigentlich schon rechnen können. Dennoch habe ich bis zum letzten Moment geglaubt, oder vielleicht vielmehr gehofft, dass es noch eine andere Erklärung für die hohen Glukosewerte geben muss. Doch unser Kinderarzt erklärte uns die Werte des Urintests und verwies auf deutliche Anzeichen eines Diabetes. Aus der Kinderarztpraxis sind wir direkt ins Krankenhaus gefahren.
Nicht nur für uns, auch für die kleine Qualle war das ein ganz schöner Schock. Zwar konnte sie nicht nachvollziehen welche Auswirkungen eine solche Erkrankung haben wird, dennoch hat sie an unseren Reaktionen bemerkt, dass es sich um etwas Ernstes handelt.
Blässe und Müdigkeit in den Wochen davor
Rückblickend glaube ich, dass es auch schon vor unserem Urlaub Symptome des Diabetes gegeben hat, die wir damals nicht einordnen konnten und bei denen wir uns zu dem Zeitpunkt einfach keine weiteren Gedanken gemacht haben.
Zum Beispiel war sie einige Male richtig blass mit dunklen Schatten unter den Augen, dazu schlapp und quengelig. Sie sagte auch in diesen Situationen oft, sie habe soooo viel Hunger und konnte es nicht mehr aushalten, bis es etwas zu essen gab.
Heute ist Hunger auch immer noch eins unserer Warnsignale einer Unterzuckerung.
Hätten wir es früher erkennen müssen?
Im Nachhinein finde ich es erschreckend, in welch kurzer Zeit sich so eine Erkrankung zeigen kann. Und wie schnell sich dann das Leben verändert.
Und natürlich haben wir uns gerade während der Zeit im Krankenhaus oft gefragt, ob wir es nicht schon früher hätten erkennen oder abklären lassen müssen. Letzten Endes hätte man die Krankheit aber doch nicht aufhalten können. Zum Glück haben wir es noch so früh gemerkt, dass der Gesundheitszustand der kleinen Qualle nicht lebensbedrohlich war.
Und jetzt geben wir alles dafür, dass sie mit oder trotz des Diabetes ein gutes, gesundes Leben führen kann.
- Quelle: https://www.diabinfo.de/leben/typ-1-diabetes/grundlagen/verbreitung.html ↩︎